Débora Soler
Mit Mitte 30 habe ich meinem 8 Jahre älteren Mann kennen gelernt….
Voller Datendrang stürzten wir uns in die Beziehung und den neuen Lebensabschnitt.. Ich als Mutter erlebte bis anhin eher einen normalen Tagesablauf, ohne viel Tempo und Action..
Wir machten verrückte Pläne für die Zukunft, flogen im Jahr mindestens drei bis fünf mal nach Südamerika für kurze oder längere Zeit… bauten ein altersgerechtes Haus in Uruguay, um nach der Pensionierung dort dem Winter in Europa zu entkommen. Es kam alles anders, statt uns mehr Ruhe zu gönnen, weil die Jahre an uns vorbei gingen, wurde mein Mann so krank, dass er kurz nach der Pensionierung verstarb.
Einige Jahre dachte ich, dass ich auch alleine das Eiltempo einzuhalten muss, bis mein Verstand, die Vernunft einschaltete und mich ermahnte, bring etwas Ruhe in den letzten Lebensabschnitt… Mit dieser Feststellung ist mir diese beiliegende Kurzgeschichte eingefallen, da mein verstorbener Mann bei der Fliegerei gearbeitet hat.
Ich möchte ihm meine Gedanken widmen.
Ein A380 ist auf dem Weg über den Atlantik. Er fliegt gleichbleibend mit 800 km/h in 30.000 Fuß Höhe, als plötzlich ein Eurofighter mit Tempo Mach 2 auftaucht. Der Pilot des Kampfjets bremst ab, fliegt neben dem Airbus her und grüßt den Piloten des Passagierflugzeugs per Funk: „Langweiliger Flug, was? Dann pass mal auf!“Er rollt seinen Jet auf den Rücken, beschleunigt, durchbricht die Schallmauer, steigt rasant in eine schwindelerregende Höhe, nur um gleich darauf in einem atemberaubenden Sturzflug fast bis hinunter auf Meereshöhe zu stürzen. Mit einem Looping kehrt er neben den A380 zurück und fragt: „Na, wie war das?“Der Pilot des Airbus antwortet: „Sehr beeindruckend. Aber jetzt schau du mal her!“Der Jetpilot beobachtet die Passagiermaschine, aber es passiert nichts. Sie fliegt weiter stur geradeaus, mit immer gleichem Tempo. Nach fünf Minuten meldet sich der A380-Pilot per Funk: „Na, was sagst Du jetzt!?“Der Jetpilot fragt irritiert: „Was hast du denn gemacht?“ Der andere lacht und sagt: „Ich bin aufgestanden, habe mir die Beine vertreten, bin nach hinten auf die Toilette gegangen, dann habe ich mir einen Kaffee und eine Zimtschnecke geholt und mich für die nächsten drei Nächte mit der Stewardess verabredet – in einem 5-Sterne-Hotel, das von meinem Arbeitgeber bezahlt wird.“
Die Moral der Geschichte:
Wenn du jung bist, scheinen Geschwindigkeit und Adrenalin etwas tolles zu sein. Aber wenn du älter und klüger wirst, sind Bequemlichkeit und Ruhe auch nicht zu verachten. Man nennt das S.O.S.: slower, older, smarter. Gewidmet allen meinen Freunden, die sich wie ich dem S.O.S. nähern.